Die ersten Kritzeleien von Kindern ergeben für den Erwachsenen optisch nicht viel Sinn. Man erkennt keine Gegenstände oder gar andere Personen darin, doch das ist auch nicht Sinn der Sache. Viel wichtiger ist der Entwicklungsprozess, der während des Entstehens eines solchen Kunstwerks passiert.

Das Kritzeln von Bildern und Mustern hilft Kindern, den Zusammenhang zwischen Augen- und Handbewegung zu koordinieren und zu trainieren. Außerdem werden zeitgleich verschiedene Hirnareale miteinander vernetzt. Dieser Lern- und Vernetzungsprozess wird über die Jahre fortgesetzt, weiterentwickelt und mit zunehmendem Alter verfeinert. Somit wird der Grundbaustein für das spätere Schreiben, bzw. die Schrift, gelegt.

Nach einer genauen Analyse der kindlichen Zeichnungen kamen die Entwicklungsforscher zum Ergebnis, dass die kindliche Malentwicklung in unterschiedliche Phasen aufgeteilt werden kann. Die Altersangaben stellen dabei nur Richtwerte dar, können aber eine ungefähre Einschätzung des Entwicklungsstandes geben.

 

Phase 1: Spurschmieren von 8 bis 18 Monate

Kleine Kinder verwenden gerne breiartige Substanzen (Fingerfarbe, Matsch, Rasierschaum, Kleister…), um eine Spur zu hinterlassen. Das Ergebnis dieser Zeichnung schaut für die Eltern meist recht unerfreulich aus, ist allerdings eigentlich ein erfreulicher Entwicklungsschritt, in dem das Kind lernt, dass es mit seiner Handbewegung ein Werk vollbringen kann.

„Für Kleinkinder ist das Erleben der ersten, selbst gesetzten Spuren etwas Ungeheuerliches. Sie sind verwundert und erstaunt; sie müssen sich durch Wiederholung immer wieder vergegenwärtigen, dass die Spur auch wirklich sichtbar bleibt“ (Uhlig 2014, S. 422).

In diesem Stadium der Malentwicklung wechselt Ihr Kind permanent die Hand. Die junge Künstlerhand ermüdet noch recht schnell und wird regelmäßig von der anderen Hand abgelöst.

Krümelkiste Malen für Kinder

 

Phase 2: Kritzeln von 12 bis 36 Monate

In dieser Phase greift Ihr Kind zu einem Stift, das es meist in einer Faust hält. Zum ersten Mal entstehen Muster, mit dem dafür vorgesehenen Instrument, auch wenn sich diese Muster sich nicht immer auf den dafür vorgesehenen Flächen befinden. In dieser Phase haben die Bilder keinen Inhalt. Für das Kind sind auch nicht das Ergebnis des Malens, sondern der Prozess und der Stift an sich von großer Bedeutung.

Beim Hiebkitzeln erkennt das Kind zunächst den Zusammenhang zwischen seiner Bewegung und den Spuren (hoffentlich) auf dem Papier. Es sind kleinere Striche, die meist aus einer Schulterbewegung entstehen, d. h. der ganze Arm bewegt sich dabei.

Auf das Hiebkitzeln folgt das Schwingkitzeln. Hier werden die Striche etwas länger und dichter. Sie werden meist in der Mitte des Blattes platziert und entstehen aus dem Ellenbogen heraus. D. h. es bewegt sich der Unterarm beim Malen. Die Striche verlaufen in alle Richtungen. Das Kind kann den Stift absetzen und wieder neu aufsetzen.

Anschließend kommt das Kreiskitzeln. Wie der Name bereits verrät entstehen hier zum ersten Mal rundere Formen – ungleichmäßige Kreise, Spiralen und Urknäule. Als nächste Form nach dem Kreis folgen mit etwa 3 Jahren Kreuze. Es entstehen kontrollierte senkrechte und waagerechte Linien.

Der Stift oder Pinsel wird meist im sogenannten Faustgriff gehalten. Der Faustgriff mit dem kleinen Finger nach unten wird vom Faustgriff mit dem Zeigefinger nach unten (siehe Bild) abgelöst. Zum Abschluss dieser Phase fängt das Kind an, seinem Bild nachträglich eine Bedeutung zu geben und seine Zeichnung zu kommentieren. Meist ist das beschriebene Bild nur für das Kind sichtbar und nicht tatsächlich erkennbar.Kleine Kinder nehmen ein Papier noch nicht als Grenze wahr, deshalb malen sie oft über den Papierrand hinaus – das ist völlig normal. Deshalb ist es wichtig, den Kindern großes Papier zur Verfügung zu stellen und eine Maldecke auf den Tisch zu legen.

 

Krümelkiste-Malen für Kinder 2

Faust-Haltung

Krümelkiste-Malen für Kinder 5

Hiebkritzeln

Krümelkiste-Malen für Kinder 5

Schwingkritzeln

Krümelkiste-Malen für Kinder 5

Kreuze